Zur Geschichte des
Forsthauses Rote Schleuse

Warum heißt das Forsthaus „Rote Schleuse“?

Man könnte glauben, es sei das Haus eines Försters an einer rot gestrichenen Ilmenau-Schleuse gewesen. Dem ist aber ganz und gar nicht so.

Und zum Glück hat sich der Historiker Rolf-Dieter Mentz intensiv mit der Geschichte des Forsthauses befasst und wir können u.a. auch auf seine Erkenntnisse zurückgreifen.

Zu den Zeiten, als man in Lüneburg zum Befeuern der großen Pfannen, in denen aus der Sole das Salz herausgekocht wurde, viel Holz benötigte, hatte hier der städtische Holzaufseher, der „Holz- und Landwehrknecht“, seine Unterkunft. Und weil hier viel Holz gerodet wurde, entstand ein gerodetes Feld, das über Plattdeutsch dann im Sprachgebrauch das Rote Feld wurde.

An diesem Roten Feld gab es eine Schleuse, die nach ihren Inhabern zunächst die Vasmersche (andere Schreibweise Faßmersche) Schleuse genannt wurde und später einfach die Rote Schleuse.

Dabei handelte es sich jedoch nicht um eine Schleuse in der Ilmenau, sondern um eine Stauschleuse im Hasenburger Bach und zwar dort, wo der Bach in die Ilmenau mündet, in unmittelbarer Nähe des Forsthauses. Zusammen mit vier weiteren Stauschleusen im Oberlauf des Hasenburger Baches konnte man das Wasser im Bach aufstauen und mit dem steigenden Wasserspiegel das umliegende Gelände vernässen und damit unpassierbar machen.

Auf diese Weise konnte man nach Lüneburg einreisende Fuhr- und Kaufleute zwingen nur über einen höher gelegenen und befestigten Weg in die Stadt zu gelangen, an dessen Kontrollposten sie Zoll bezahlen mussten, den sie sich sonst gern erspart hätten.

Wie das Forsthaus zum Gasthaus „Rote Schleuse“ wurde

1819 wurde Johann Herrmann Friedrichs „Holz- und Landwehrsknecht zur Rothen Schleuse“ (Andere Berufsbezeichnungen waren „Holzvoigt“ oder „Forstaufseher“).

1833 wurde der deutsche Zollverein gegründet, der am 1. Januar 1834 in Kraft trat.
Damit entfielen die innerdeutschen Zölle und damit auch die Notwendigkeit, mit der Landwehr, Landwehrsknechten oder auch mit dem Vernässen der Umgebung das Entrichten von Zöllen für die Stadt Lüneburg zu überwachen und zu erzwingen.

Nachdem es in Lüneburg und Umgebung schon einige Waldwirtschaften gab, bat Johann Herrmann Friedrichs, der nun nur noch Forstaufseher war, bei der Kämmerei („Cämmerey“) der Stadt Lüneburg um die Erlaubnis, im Forsthaus eine Kaffee- und
Waldwirtschaft betreiben zu dürfen. Und das wurde ihm ab 1840 gestattet, womit die Existenz des Gasthauses „Forsthaus Rote Schleuse“ begann.

Die wechselvolle Geschichte des Gasthauses „Rote Schleuse“

In den fast 200 Jahren seiner Existenz erlebt das Gasthaus „Forsthaus Rote Schleuse“ eine wechselvolle Geschichte.

Dass ihnen die Bewirtschaftung des Forsthauses Rote Schleuse eine Herzensangelegenheit ist, erkennt man auch daran, dass sich die wechselnden Wirtinnen und Wirte fast immer sehr lange, jahre- und jahrzehntelang, in den Dienst ihrer Gäste stellen.

Das Forsthaus ist zeitweise Ferienpension mit Fremdenzimmern im Obergeschoss, zeitweise volksnahe Gaststätte am „neuen Sportplatz mit Radrennbahn Roteschleuse“, zeitweise Restaurant für die Gäste des nahen Campingplatzes, zeitweise „Restaurant mit gehobener Küche“.

Und die Rote Schleuse bekommt Kultcharakter, wird so etwas wie das zweite Wohnzimmer der Lüneburger und Lüneburgerinnen. Hier werden runde Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen und Feste zu allen denkbaren Gelegenheiten gefeiert. Hierher werden Ausflüge, zu Fuß, mit der Pferdekutsche oder mit dem Fahrrad und später mit dem Auto unternommen.

Damals wie heute werden das Forsthaus und seine Wirte von der Lüneburger Presse aufmerksam beobachtet. Und wenn das Gasthaus längere Zeit geschlossen ist, wird das mit großem öffentlichen Bedauern festgestellt und mit ebenso großem Wohlwollen die Wiedereröffnung gefeiert.

Foto: Postkarten von Radrennbahn (eröffnet 1898) und Campingplatz (erbaut 1961) Rote Schleuse

Das Forsthaus Rote Schleuse im 21. Jahrhundert

2016 übernimmt der Lüneburger Unternehmer Henning Claassen das Forsthaus von Peter Schilde, der es vorher 34 Jahre bewirtschaftet hatte.

Henning Claassen ist ein Mäzen der Stadt Lüneburg. Er hat schon im Lüneburger Wasserviertel viele Häuser historisch korrekt und mit dem Stadtbild verträglich sanieren und dort das Hotel „Bergström“ errichten lassen. Unter dem Namen „Drei Könige“ ist das „Bergström“ zu einem Hauptdarsteller in der ARD-Fernsehserie „Rote Rosen“ geworden.

Und auch das historische alte Kaufhaus, das nach dem Brand des Kaufhauses Feuerwache geworden war, hat er aufwändig und stilgerecht als „Hotel Altes Kaufhaus“ erstellen lassen.

Claassen beauftragt das renommierte Lüneburger Architektenbüro GMA von Stefan Gropp und Frank Möller mit der sorgfältigen und mit der Denkmalpflege abgestimmten Sanierung des Forsthauses Rote Schleuse.

Das Objekt soll sowohl unter technischen als auch unter ästhetischen Gesichtspunkten entkernt und komplett saniert werden, inklusive einer hochmodernen Gastronomie-Küche und Sanitärräumen nach dem neuesten Stand der Technik.

An Stelle des [damals] bestehenden Saalbaukörpers im Norden soll ein neuer Erweiterungsbaukörper entstehen. Dieser soll – quasi als „kleiner Bruder“ des Forsthauses – in gleicher Ausrichtung und Geometrie das Ensemble als flexibler Versammlungsraum für Hochzeiten und Tagungen komplettieren.

Dabei soll der Erweiterungsbau als moderne Interpretation des Forsthauses in filigraner und transparenter Bauweise verstanden werden.“ (Zitat aus der Homepage von GMA).

Fertigstellung ist 2017. Der Öffentlichkeit präsentiert sich ein in jeder Hinsicht gelungenes Ergebnis!

Neubeginn im Forsthaus Rote Schleuse 2023

Der Lüneburger Hans-Benedikt Barthe übernimmt nach langer Schließzeit das Forsthaus Rote Schleuse.

Benedikt entschließt sich seinen Job im Management eines europaweit agierenden Unternehmens der Systemgastronomie aufzugeben und sich und seine ganz Kraft auf die Wiedereröffnung und Wiederbelebung des Forsthauses Rote Schleuse zu konzentrieren.

Im Juni 2023 finden sich über 30 Verwandte, Freundinnen und Freunde im Alter zwischen 5 und 75 Jahren beim Forsthaus ein und bringen Haus und Hof, Gasträume und Küche, Garten und Spielplatz wieder auf Vordermann.

Die Hochzeit seines Bruders, in den Räumen des Forsthauses Rote Schleuse, wird zur  Generalprobe für die Wiedereröffnung von Gaststube und Festsaal. In der zu neuem Leben erweckten Location findet endlich wieder ein fröhliches und rauschendes Fest statt!